Lieber Petrus, Herr über den Schlüssel zum Himmelreich und dem Volksmund nach Herr über das Wetter.
Ich schreibe Dir aus gegebenem Anlass. Meinen, nicht ganz uneigennützigen Wunsch, äußere ich zu Beginn meines Briefes, damit keine Missverständnisse aufkommen. Zu den Ausführungen komme ich später.
Bitte lass es ab Morgen aufhören zu regnen!
Heute Nacht kann es wegen mir noch schütten wie Sau. Ja, ich weiß das die Region hier dringend Regen braucht, aber zwei Tage Dauerbewässerung dürften ausreichen.
Jetzt denk doch auch mal an die Touristen. Die kommen in diese ‚angeblich‘ tolle Region, um die vielen Weinreben und die tolle Landschaft zu sehen. Was präsentierst Du Ihnen? Trübe Sicht soweit das Auge reicht. Wie soll man denn auf diese Art begreifen und sehen wie viel Land das Erdbeben in den 30ziger Jahren Napier geschenkt hat? Ach, da hast Du spontan keine Antwort drauf? Für Dein besseres Verständnis schildere ich Dir die Fahrt vom Tongariro Nationalpark nach Napier, die bei schönstem Sonnenschein und blauem Himmel gestartet ist:
09:45 Uhr Abfahrt vom Château bei blauem Himmel und Sonnenschein (ich trage meine Sonnenbrille).
10:19 Uhr Die ersten Regentropfen prasseln auf die Scheibe. Ich weigere mich, denn Scheibenwischer anzustellen.
10:20 Uhr Ich versuche den Scheibenwischer anzumachen, blinke aber stattdessen links. Verdammter Linksverkehr. Endlich ist er an. Die Sicht ist allerdings ähnlich schlecht.
10:40 Uhr Ein weißer Golf VII überholt mich.
10:52 Uhr Ich realisiere, dass ich die letzten 46 Kilometer ein und dem selben LKW mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 85 km/h folge. Die Sicht wird unterdessen immer schlechter. Nebel zieht auf. Teilweise sinkt die Sicht unter 50 Meter.
11:02 Uhr Der Regen wird stärker.
11:19 Uhr Endlich kann ich den LKW überholen.
11:25 Uhr Ich schließe zum Golf VII auf.
11:26 Uhr. Da die gemütliche Fahrweise jetzt vorbei ist, ziehe ich die Sonnenbrille aus.
11:42 Uhr Leise verfluche ich den Corolla und meinen Hintermann. Den Einen, weil er zu lahmarschig ist und nicht aus dem Quark kommt und den Anderen, weil er mir im Kofferraum hängt.
11:49 Uhr. Angetrieben vom Hintermann und dem Nordschleifenfeeling frage ich mich, ob ich jemals ankommen werde.
12:05 Uhr Ich ermahne mich die Verkehrsregeln wieder zu beachten und nicht mehr mit 120 km/h auf nasser Fahrbahn durchs Gebirge zu brettern! Obwohl ich nur annehmen kann, dass es sich um ein Gebirge handelt.
12:39 Uhr Endlich an der Unterkunft angekommen…
Was, lieber Petrus, will ich damit zum Ausdruck bringen? Bei schönem Wetter hätte ich was der einzigartigen Landschaft sehen können.
Wie stehen die Chancen, dass aus rainy Wellington wieder windy Wellington wird? Auch im Hinblick auf den royalen Besuch. Wenigstens für Baby George solltest Du ein Herz haben, wenn schon nicht für mich.
Ich freue mich natürlich über eine Antwort von Dir. Es reicht aber völlig, wenn der Regen aufhört!
Grüße von der Erde.