Ja, ich hab wieder dauerhaften Zugang zum Internet. Das heißt, ich kann auch wieder regelmäßiger Schreiben.
Nachdem ich mich leider vom Fiordland verabschieden musste, war meine Zeit in Dunedin sehr lehrreich. An sich hat mir die Stadt, ganz unter uns, nicht gefallen. Dafür aber die Unterkunft und auch die Umgebung umso mehr. Dieses Mal war ich direkt gegenüber einer Kirche untergebracht und die Unterkunft selbst hat auch früher mal zur Kirche gehört. Dort haben ein paar Priester gewohnt, die Schulkinder unterrichtet haben. Also ein Gebäude mit Geschichte. Auch der Gastgeber war ausgesprochen nett und hat sich die Zeit genommen mir alles zu zeigen und wir haben uns relativ lange unterhalten. Er hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass am 25.04. Anzac day hier in Neuseeland ist. Natürlich hatte ich vorher schonmal davon gehört, aber ich hatte mich mit dem Thema noch nie so wirklich beschäftigt. Abends haben wir, zusammen mit anderen Gästen des Hauses im Kaminzimmer gesessen und darüber gesprochen. Na ja, eigentlich habe ich eher zugehört, weil ich von diesem geschichtlichen Hintergrund nicht wirklich Ahnung habe. Und wie hat schon Joschka Fischer so schön gesagt? „Wer keine Ahnung hat, hat auch keine Meinung!“ Daher habe ich die Lauscher auf und den Schnabel zu gemacht.
Für alle, die sich vielleicht fragen worum es beim Anzac (Australian and New Zealand Army Corps) Day geht, daher hier in aller Kürze eine Erklärung. Dabei werden die gefallenen australischen und neuseeländischen Truppen geehrt, die in der Schlacht um Gallipoli im ersten Weltkrieg gefallen sind. Das ist den Neuseeländern ein sehr großes Anliegen. Größer noch, als ich gedacht hätte. In nahezu jedem Ort auf beiden Inseln findet sich ein Gedenkstein zu Ehren der gefallenen Soldaten und dort gab es am Anzac day überall Gedenkveranstaltungen. In Dunedin selbst haben über 9.000 Menschen daran teil genommen. Da Neuseeland für seine Bevölkerungsdichte relativ viele Soldaten für den Kampf gestellt hat, ist fast jeder hier davon betroffen. Im nächsten Jahr jährt sich die Schlacht um die türkische Halbinsel zum hundertsten Mal, daher planen auch viele dann in die Türkei zu fliegen.
Ich hatte zwar früher schonmal den Begriff Gallipoli gehört, hatte aber keine Ahnung was dahinter steckt. Am nächsten Morgen habe ich daher vom Besitzer der Unterkunft noch eine persönliche Geschichtsstunde bekommen. Er hat mir auch erzählt, dass sich verstärkt viele jüngere Leute dafür interessieren, was ich wiederum sehr interessant fand.
Zum Zeichen der Anteilnahme und Ehrung der gefallenen Soldaten tragen viele (auch schon einige Tage vorher) einen kleinen Anstecker in Form einer Mohnblume. Dafür spendet man dann einen kleinen Beitrag.
Neben der Geschichtsstunde durfte ich auch Seelöwen und Pinguine aus nächster Nähe beobachten. Wenn man einem Koloss von Seelöwe (400 Kilo) mit ein paar Meter Entfernung in freier Wildbahn ins Auge blickt, da wird’s Einem schonmal mulmig. Auch hier immer schon ruhig bleiben und bei Gefahr auf keinen Fall rennen… 🙂 In der Gruppe bleiben und hoffen, dass sich eine langsam bewegende Masse als zu langweilig herausstellt. Zum Glück haben die sich eher untereinander gekabbelt, als uns als Spielkameraden zu sehen.
Meine erste Pinguin-Sichtung in freier Wildbahn fand ich gar nicht so spektakulär. Dafür war ein andere Person völlig aus dem Häuschen deswegen. Sie hat mir gesagt, dass Sie sehr glücklich sei Ihren ersten Pinguin gesehen zu haben. Na ja, jedem das Seine.
Ach ja und wir haben Albatrosse beobachtet. Ganz schön groß so’n Ding: Flügelspannweite 3 Meter. Wie alles in Neuseeland lässt sich diese Größenordnung nur schlecht nachvollziehen, wenn ein gigantischer Vogel in einer gigantischer Landschaft an einem vorüber zieht. Ich glaub, man müsste sich selbst sehen können, um zu begreifen wie groß der Vogel wirklich ist. Zwar hab ich gefühlte 100 Fotos, aber auf Keinem ist die Größe zu erkennen, weil sonst nur Himmel im Hintergrund ist.
Nachdem ich Dunedin hinter mir gelassen hatte, führte mich die Reise weiter zum Mount Cook. Doch dazu später mehr.
