nihil morbus helveticus

Öhm ja.

Überraschung!
Wer hat an der Uhr gedreht? Ich war es nicht! Ganz ehrlich. Trotzdem hab ich die vier Wochen-Marke überschritten. Uah – was ist die Zeit schnell vorbei gegangen. Einige Fragen aus den ersten Ausgaben aufgreifend – hier der Versuch einer Herleitung.

Hab ich realisiert, dass ich auf Mallorca bin? Wenn ich morgens aufwache, habe ich Schwierigkeiten mich zu orientieren. Wo bin ich eigentlich? Dafür bin ich in den letzten drei Monaten eindeutig an zu vielen Standorten gewesen und habe an zu vielen unterschiedlichen Schlafplätzen genächtigt. Mein Rücken hat sich jedenfalls über eine dünne Schaumstoffmatratze, eine Strandluftmatratze, ein Luftbett und ein paar Gästebetten gefreut – oder eben auch nicht. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass ich mich auf einer bequemen Matratze direkt heimisch fühle. Heißt im Klartext: ich schlafe hier sehr gut! Das kann es also schon mal nicht sein.   Ist es dann vielleicht der überwiegend blaue Himmel, oder der helle Streifen, den meine Uhr nach dem Ausziehen auf meinem Arm hinterlässt? Na ja, gutes Wetter und blauen Himmel gab es in Kleve auch. Nur eben nicht im Januar. Kombiniere: ein erstes Indiz, das mich erahnen lässt, dass es sicher nicht Kleve, oder gar die Eifel sein kann. Zumal sich die übermittelnden Fotos, die im Freundeskreis unter dem wunderschönen Decknamen ‚Mallorca-Postille‘ versendet werden, in der Farbgebung deutlich unterscheiden. Der Großteil meiner Farben ist in blau und grün gehalten, während mich überwiegend eine weiß/graue Kombination erreicht. Das säht dann weitere Zweifel.   Es ist wohl auch so, dass ich in Kleve keine Hunde hatte, oder gar Palmen vor der Tür.   Vom Pool wollen wir mal gar nicht sprechen. Auch ist mir nicht bekannt, dass ich in der Eifel schon mal bei der Abfüllung von Wein dabei war. So schließt sich dann langsam der Kreis und ich kann die Frage, ob ich weiß, dass ich auf Mallorca bin, ich sag mal teilweise, mit ja beantworten. Wobei ich die Tatsache, nicht mehr in Kleve zu wohnen, noch nicht ganz kapiert habe. Es könnte ja schließlich sein, dass es um einen längeren Urlaub handelt und ich am Ende wieder in die grandiose 147 Plus WG zurückkehre. Diese Frucht werde ich zeitlich verzögert vom Baum der Erkenntnis pflücken. 

 Die Anschlussfrage, die mir bereits ein paar Mal gestellt wurde heißt: „Geht es Dir gut, da unten?“ Hier muss ich nicht lange nach einer Antwort suchen: Ja – mir geht es sehr gut. Just im Moment sitze ich in meiner neuen Lieblingsstadt Palma in einem Café mit Innenhof und bastel am aktuellen Blogartikel. Dazu ein Tässchen meines liebsten Heißgetränks und so fällt es schwer sich, trotz vorangegangener Lidl-Besuche, nicht doch kosmopolitisch zu fühlen. Man könnte sagen, dass ich Palma am besten kenne, weil ich in der Regel einmal in der Woche hier bin. Das obwohl es für mallorquinische Verhältnisse nicht grade ums Eck liegt.   Palma hat wirklich einiges zu bieten – eine Stadt mit einer tollen Historie und glatt-gelaufenen Pflastersteinen. Außer, dass ich mich durch die Gassen hab treiben lassen, war ich auch kulturell auf Erkundgstour. Hab eine der unzähligen Kirchen besichtigt. Die – ich sag mal salopp – pompöse Inneneinrichtung hat mich im ersten Moment stark an die Basilika in Kevelaer erinnert.  

 Aber nur kurz, denn natürlich werden die mediterranen Elemente schnell sichtbar. Wie üblich bin ich ja verkabelt, aber ich wollte meinen Ohren mal kurz eine pastorale Geräuschkulisse bieten und so hab ich den Ort ohne Filmmusik auf mich wirken lassen. Ganz leise konnte ich Orgelmusik hören. „Wie passend!“ – hab ich noch bei mir gedacht. Schnell war ich aber von der Musik irritiert, denn obwohl die Klänge inhaltlich passten, so auf keinen Fall der Pegel. In der Nähe des Altars fand ich dann die Lösung. Mehr Schein als Sein, denn die Musik hat Ihren Ursprung von einer kleinen Anlage. Ein CD-Player wirkt an einem solchen Ort deplatziert. Das hat dann die schöne Stimmung zerstört. Ich schätze die CD kostet weniger als jemand, der in die Tasten haut. Trotzdem eine insgesamt imposante Klosteranlage mit beeindruckendem Kreuzgang.


 Außer Palma habe ich noch weitere Orte besucht. Darunter wieder ein nette Bucht, die nur 10 Minuten von meinem zu Hause entfernt liegt. Im Sommer platzt dieser Ort wohl aus allen Nähten, aber ich war weitestgehend alleine. Dazu war es angenehm warm, sodass man auch seine Stelzen in die Sonne halten konnte.  

 Artá mag ich ebenfalls sehr gerne und ansonsten bin ich ein großer Fan von Portocristo, aber ich muss gestehen, dass es in meinem neuen zu Hause doch am Schönsten ist. 🙂 Weitere Erkunungstouren sind aber natürlich eingeplant. Klarer Fall. Nebenher versuche ich Spanisch zu lernen und setze erfolgreich einen meiner persönlichen Mallorca-Wünsche um. Endlich mal wieder Bücher lesen, die nichts mit irgendwelchen Management-Theorien zu tun haben. Dabei bin ich in der Lage Literaturempfehlungen auszusprechen. Die Mallotzefans unter Euch erfreuen sich sicherlich an Ein Winter auf Mallorca von George Sand. Ganz wie es sich gehört, habe ich zunächst angenommen, dass es sich dabei um einen Roman handelt. Weit gefehlt. Die Auführungen der guten Dame sind eine Übersetzung Ihres Reiseberichtes. Ein tolles Buch.

Was hab ich den sonst so erlebt? Es gab wieder kulinarische Expeditionen, aber es stand niemand mehr mit einem Lamm über der Schulter vor Tür. Die mallorquinische Küche ist nicht dafür bekannt verschwenderisch zu sein. Also werden hier alle Teile von Tieren – ich sag mal – in der Küche eingesetzt. Ihr kennt das ja schon. Die Vegetarier und Veganer sollten jetzt wieder ‚weglesen‘. Passionierte Schafliebhaber haben dieses Mal Glück. Es ist zwar komisch eine Aufzählung meiner verspeisten, oder zumindest probierten Dinge, aufzuschreiben, aber da sich dieses Essen stark von meinem sonstigen Speiseplan unterscheidet und natürlich auch Einblicke in die traditionelle, spanische Küche bietet, schreibe ich es trotzdem auf. Da gäbe es zum Beispiel Schweinsfüße, Tauben, Leber und Herz. Daneben gab es auch noch diverse Restaurantbesuche, frischen Fisch, feinsten Schinken, oder auch mal ein Mammutkotelett vom Iberico-Schwein. Auf ein paar wenige Dinge werde ich in Zukunft verzichten, aber ansonsten finde ich die kulinarische Schulbank nicht schlecht. Auch kann ich jetzt von mir behaupten, einmal den Herd mit einem Koch geteilt zu haben. Obwohl Steinbackofen passender wäre, denn es gab Flammkuchen. Das aber mal nur so am Rande, denn ich habe auch eine neue vegetarische Passion entdeckt: rote Paprika. Die ist hier so geschmacksintensiv, dass es davon jeden Tag mindestens eine gibt.

Ja – ansonsten kann es sein, dass ich bald öfter in Palma anzutreffen bin. Dazu bald mehr.  

Ein Gedanke zu “nihil morbus helveticus

  1. Nichts bringt den Schweizer um?! Mein Latinum war echt ein sauschlechtes.

    Ansonsten:
    EVA! SCHREIB DAVON EIN BUCH!!! Ich fall hier teilweise vor Lachen fast vom Stuhl. Mittlerweile ist Star Wars ja auch so in der Gesellschaft angekommen, dass man den Kesselrun getrost in ein Buch aufnehmen kann.

    …abgetrennes Hinterbein…tjaa, wer Fleisch ist, muss halt was umbringen. Blöderweise gilt das streng genommen auch für Gemüse und FruchtesserInnen und so.

    Schön zu lesen, dass du genug Abenteuer hast, diesen Link war ich dir glaub ich noch schuldig : http://paulgraham.com/articles.html

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Wat meinst Du denn so dazu?