Gesamtfazit

Mit leichter Verspätung reiche ich unser Gesamtfazit ein. Die Heimreise war teilweise zäh und wir sind beide keine Fans von Turkish Airlines oder dem Istanbuler Flughafen. Es lässt sich nur schwer nachvollziehen, warum Turkish Airlines regelmäßig Preise abräumt. Bei unseren vier Flügen haben sie jedenfalls nicht abgeliefert. Vom Essen wollen wir gar nicht sprechen. Genau belegen kann ich es nicht und vermute trotzdem, dass wir auf allen Strecken die Einzigen vegetarischen Essen im Flieger hatten. Mein absolutes Highlight waren die Dosenpilze im Essen.

Eine Studienreise zu unternehmen war eine neue Erfahrung. Sonst reist man ja eher selbstorganisiert. Hier mussten wir uns um gar nichts kümmern. Das ist eine empfehlenswerte Reiseform. Wir haben uns richtig was gegönnt und hatten unseren privaten Reiseleiter. Zwischendurch sind uns ein paar deutsche Reisegruppen begegnet. Da lag die Gruppengröße zwischen acht und geschätzt etwas mehr als 25 Personen. Ich bin in Nachgang sehr zufrieden, dass wir nicht in einer Gruppe gereist sind. Wir konnten stets individuelle Fragen stellen und es war möglich auf unsere Bedürfnisse einzugehen (#nichtsovielessenohnefleisch). Das wird schwieriger je mehr Leute unterwegs sind. Auf der anderen Seite ist es immer notwendig aufzupassen. Es fehlen einfach die Leute mal eben nicht aufzupassen.

Apropos zäh. Für mich stand noch eine etwa sechsstündige Heimreise mit dem Auto auf dem Programm. Die hat sich auch gezogen wie Kaugummi. Das war so anstrengend, dass ich zu Hause angekommen gleich ins Bett gefallen bin. In Usbekistan hab ich noch gedacht, dass ich gar nicht mehr weiß, was Regen ist. Auf der Heimfahrt hatte ich etwa 4 Stunden Zeit mich wieder daran zu gewöhnen. Es hat, ohne Unterlass, geschüttet. Unser Fazit haben wir in verschiedene Kategorien zusammengefasst.

Unterkunft

  • Sehr reichhaltiges Frühstücksbuffet in den Hotels. Viele gefüllte Teigwaren. Natürlich in den meisten Fällen mit Fleisch gefüllt, oder mit einer nicht zu identifizierenden Masse, die am Ende vermutlich ohnehin Fleisch war. Unterschiedliche Obstsorten. Dem Obst konnte man ansehen, dass es entweder aus dem eigenen Garten oder eben vom Markt war.
  • Die Hotelmitarbeiter scheinen rund um die Uhr zu arbeiten. Egal zu welcher Uhrzeit man ins Hotel kommt, am nächsten Morgen, Mittag und Abend sich die gleichen Leute da.
  • Die Hotelzimmer waren alle ausnahmslos sauber. Ungeziefer hätten wir suchen müssen.
  • Man merkt, die fehlende Erfahrung mit internationalen Touristen in etwas entlegenen Gegenden, wie z. B. dem Fergana-Tal. Es war dort niemand unfreundlich, doch es wirkte so, als ob es egal war, dass wir da waren.

Essen

  • Zweimal am Tag Dreigängemenü bzw. vier Gänge: Salat, Suppe, Hauptgang, Nachtisch und Brot.
  • Essen steht in Lichtgeschwindigkeit auf dem Tisch.
  • Fleisch als Hauptnahrungsmittel (Schaschlik). Die vegetarische Alternative ist meist eine Art von Ratatouille. Trotzdem wurde uns wurde immer wieder probiert, Fleisch anzubieten.
  • Allgemein sehr ähnliche Küche im ganzen Land aber mit regionalen Unterschieden, z.B. Form des Brotes.
  • Brot reißt man mit den Händen. Das wird nicht geschnitten.
  • Melonen, Melonen, Melonen. Die gibt es in ganz Usbekistan in unterschiedlichen Formen.
  • Besteck und Gläser werden sorgfältig und akkurat poliert.
  • Man bekommt immer große Flaschen und kann den Rest mit nach Hause nehmen.
  • Man bestellt Massen, Doggy Bags sind normal.
  • Es gibt unzählige Bedienungen, wo jeder seine eigenen Aufgaben hat.

Transport

  • Sehr gute Autofahrer in teilweise chaotischem Verkehr.
  • Waschanlagen überall. Kärcher scheint eine gängige Marke in Usbekistan. Trotz der staubigen Pisten, sind die Autos alle auffallen sauber und kaum verbeult.
  • Straßenqualität stark schwankend. Es gibt riesige Schlaglöcher und manchmal wirkt die Fahrt, wie ein Ritt auf der Achterbahn.
  • Gegenfahrbahn wird als zusätzlicher Fahrstreifen genutzt. Fünf Autos passen locker nebeneinander auf zwei Spuren.
  • Die Fahrbahn wird gerne auch als Parkstreifen genutzt.
  • Chevrolet Lacettis, Nexias, Ladas und Kleinbusse gibt es, wie Sand am Meer.
  • Bloß nicht die Tür beim Auto selbst aufmachen. Das wird stets für einen getan.

Reiseleiter

  • Sehr bemüht und ‚deutsch‘.
  • Einige ‚Lernprozesse‘ aber auch immer sehr an Struktur gebunden. Das vorher festgelegte Programm wurde stets eingehalten. Auch wenn es manchmal wenig Schlaf für uns bedeutet hat. Wobei die Planung in der Regel von der Agentur vorgenommen wird.
  • Er ist ein sehr prinzipientreuer Mensch.
  • Fragen hat er geduldig beantwortet. Was er nicht beantworten konnte, hat er recherchiert und uns dann die Antwort nachgeliefert.
  • Wir fühlten uns stets gut aufgehoben.

Land und Leute

  • Extrem gastfreundlich und neugierig. Oft wurde unser Reiseleiter angequatscht, weil die Leute wissen wollten, wo wir herkommen.
  • Multikulturell und offen. Kein Wunder, denn die Seidenstraße hat dazu beigetragen, dass die Gegend schon immer multikulturellen Einflüssen ausgesetzt war. Diese Relikte der Seidenstraße sind heute noch spürbar.
  • In einigen Gegenden lebte die ganze Familie im Bett. Der Traum vom Frühstück im Bett geht hier in Erfüllung. Zusätzlich verbringt man einfach auch gleich den restlichen Tag im Bett. Die sind teilweise auch so groß gewesen, dass eine Familie darin Platz hatte.
  • Ein Basar ist ein riesiger Unverpacktladen.
  • Das ganze Land ist extrem sauber. Hier werden sogar die Feldwege gefegt.
  • Häuser von außen eher unbeeindruckt, von innen teilweise Paradiesgärten.
  • Wir haben verschiedene Gewerke etwas genauer kennengelernt und eine neue Wertschätzung fürs Handwerk entdeckt.
  • Usbeken sind sehr geduldig.
  • Usbeken können viel essen.
  • Goldzähne sind cool. Mit diesen lächelt einen jeder zweite Usbeke an.
  • Brillenträger haben wir nur selten angetroffen.

Tourismusentwicklung

  • Touristifizierung
  • Fachkräftemangel hier Fremdwort aber Englisch oft sehr rudimentär.
Ein letztes gemeinsames Foto aus dem Flieger von Istanbul nach Hamburg

Auf keinem guten Reiseblog darf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung fehlen. Aus diesem Grund dürfen wir uns auf einen letzten Beitrag freuen. Danke, dass Ihr digital mit uns gereist seid.

Xayr

Unser letzter voller Tag in Samarkand und Usbekistan überhaupt. Es fühlt sich an, als ob wir 6 Monate unterwegs und doch erst gestern aufgebrochen sind. Ich tippe diese Zeilen übrigens wieder aus dem Zug. Dieses Mal aus einem hochmodernen Schnellzug, der uns in zwei Stunden von Samarkand nach Tashkent bringt. Morgen sagen wir auf Wiedersehen.

Es war ja nur gut gemeint

Heute stand die Besichtigung der Bibi-Khanum-Moschee auf dem Programm. Da auf den Fotos die Höhe nicht rüberkommt, schreibe ich sie auf. Stolze 50 Meter hat das Eingangsportal, die für eine Genickstarre sorgen. Amir Timur spielt in dieser Geschichte wieder eine Rolle. Weil Amir so viel op Jück war, um andere Länder zu erobern, hat er seine Lieblingsfrau Bibi-Khanum als Bauherrin für eine neue Moschee eingesetzt. Diese Anlage ist in 5 Jahren erbaut worden. Seine Frau hat sich allerdings nicht ganz an die Anweisungen von Amir gehalten, der gut und gerne ein paar Jahre auf so einem Feldzug unterwegs war. Sie wollte Ihn eben beeindrucken. Das Eingangsportal war so hoch, dass es die innenliegende Moschee überragte. Das fand er gar nicht gut und ließ daher kurzerhand die Höhe des Eingangsportals angleichen, sodass die Moschee in etwa gleich hoch war. Mit anderen Worten: Teile des Eingangsportals wurden zerstört.

Eingang zur Bibi-Khanum-Moschee

Upsi

Nebenbei hat sich die Lieblingsfrau rausgeholt gegenüber eine Moschee und Medrese für Frauen bauen zu lassen. Als Amir über die vielen Hügel nach Samarkand zurückkehrte erblickte er neben dem zu erwartenden Bauwerk ein Unbekanntes. Da ließ er gleich zu den Waffen rufen und ließ die Moschee seiner Lieblingsfrau größtenteils in Schutt und Asche legen.

Die Freifläche hat der gute Timur in Schutt und Asche gelegt

Im Anschluss schlendern wir zu einer modernen Moschee, wo der erste Präsident der Ukraine begraben liegt. Davon hab ich kein Foto gemacht. Überhaupt sind wir heute viel zu Fuß unterwegs. Vor dem Essen noch mal schnell ein paar Souvenirs kaufen. Das Mittagessen nehmen wir ein letztes Mal im Bett ein.

Ein frischer Salat, Manti und Brot zum Abgewöhnen

Weiter geht es hinter dem Registan Platz vorbei in Richtung Amir Timur Denkmal. Dabei stoppen wir erneut am Grabmal von Amir. Dieses Mal gibt es dort keine Baugerüste. Das Amir Denkmal können wir nicht so richtig gut fotografieren, weil die Sonne unpassend am Firmament steht. Bevor wir zum letzten Programmpunkt aufbrechen, werfen wir einen Blick in eine orthodoxe Kirche.

Amir Timur Grabmal
Amirs Grabmal – ohne Baugerüst
Amir Timurs Denkmal – von der Seite wegen Sonne und so

Unser Fahrer gabelt uns auf und wir glauben, wir fahren in eine Galerie. Zumindest betitelt unser Reiseleiter den nächsten Punkt so. Der Fahrer kurvt in engen Seitenstraßen mit Schlaglöchern in der Größe vom Mond umher, bis wir vor einem unscheinbaren Tor zum Halten kommen. Ein blonder Teenager öffnet wortkarg das Tor und wir treten in eine sonderbare Welt ein. Schon nach den ersten Metern merken wir, dass ist ein Künstlerhaushalt durch und durch. Wir werden der russischen Hausdame vorgestellt, die uns streng beäugt. Wir fühlen uns beide etwas verwirrt und fehl am Platz. Wir werden in einen großen Raum gebeten. Der ist komplett mit Teppich ausgelegt. An der Seite befinden sich Kleiderständer voll mit Jacken, an den Wänden hängen Bilder von Frauen mit orientalisch wirkenden Kleidern, es gibt usbekische Puppen, es hängen verschiedenartige Mobile’s herum, ein Hinweisschild weist uns darauf hin, dass dort Teile von „Drei Wege nach Samarkand“ gedreht wurden und wir sehen eine Menge Seidentücher mit verschiedenen Motiven. Wir schauen uns alles an und treten zurück nach draußen in den Innenhof. Unser Reiseleiter macht keine Anstalten zum Gehen, also setzen wir uns auf zwei Hocker und harren der Dinge, die da kommen. Nach einer Weile werden wir wieder in den Raum gebeten. Unsere Verwirrung hält an. Wir wissen nicht, was passiert. Wir nehmen am Ende des Raumes Platz. Die Tür nach draußen wird verschlossen und verdunkelt. Wir sollen uns etwas anschauen. Dann ertönen orientalische Klänge und es geht los. Unzählige Frauen, tauchen in unterschiedlichen Kostümen auf, und bewegen sich zur Musik. Das ist zu Beginn ein wenig unangenehm, weil wir zu wissen glauben, dass wir in einer Galerie sind.

Am Ende erfahren wir, dass es sich um eine Darbietung aus orientalischen Märchen handelt und die russische Dame alle Kostüme (es waren unzählige) selbst entworfen und geschneidert hat. Hut ab. In einer Mischung aus Tradition und Moderne. Besser kann ich das nicht beschreiben. Es war wirklich cool, nur waren wir erstmal verwirrt, weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Galerie ist entweder ein Übersetzungsfehler oder in Usbekistan ein dehnbarer Begriff. 😉 Jedenfalls ein sehr interessanter letzter offizieller Programmpunkt, in diesem vielfältigen Land.

Afrosiyob

Die letzten Kilometer legen wir im Zug mit dem klangvollen Namen Afrosiyob zurück. Bahnfahren läuft anders als in Deutschland. Bevor man den Bahnhof betritt, wird das Ticket und der Pass vorgezeigt. Gleichzeitig durchläuft man eine Sicherheitskontrolle und das Gepäck wird durchleuchtet. Es gibt in Samarkand ein riesiges Bahnhofsgebäude, an dem man die Sowjetzeit deutlich erkennen kann. Die Halle kann sich sehen lassen. Ich finde es verwunderlich, dass es nur ein Gleis gibt. Typisch Eisenbahner eben. Wir sind etwas zu früh und tanken vor dem Gebäude noch etwas Sonne. Kann gut sein, dass wir uns auf den letzten Metern einen Sonnenbrand eingefangen haben. 🤦🏼‍♀️ Kurz vor der Abfahrt dürfen wir auf den Bahnsteig. Da zaubere ich eine Fachfrage aus dem Hut. Ich frage, wie die Spurweite wohl in Usbekistan ist. Ein Bahnmitarbeiter wird konsultiert. Die Antwort lautet 1.520 mm. Mit der Auslastung gibt es in Usbekistan keine Probleme, denn alle Plätze sind stets besetzt. Muss wohl an wenigen Abfahrten liegen. Wir sitzen keine 10 Minuten im Zug und schon kommt der Bordservice vorbei. Wir wissen natürlich nicht, was die Zugfahrt kostet und fühlen uns trotzdem fürstlich versorgt. Es dauert nicht lange und dann kommt der nächste Mitarbeiter vorbei und bietet Eis und Cappuccino an. Wir reisen wohlgemerkt in der Economy-Klasse. Wir fragen nach, ob bekannt ist, an welchem Bahnhof von Tashkent wir ankommen. Die Ankunft der modernen Züge ist wohl stets gleich.

Das ist übrigens nicht der Zug, mit dem wir fahren

Am Bahnhof freuen wir uns sehr, als uns unser Lieblingsfahrer abholt. Wie schön – er freut sich auch uns zu sehen. Sogar unser Reiseleiter ist emotionaler als sonst. Er freut sich nämlich auch. Schon fangen die beiden an zu quatschten – ohne Unterlass. Die kichern sogar, stellen wir fest. Hihi. Voll süß. Wir sitzen im Auto – mit den wunderbar gehäkelten Bezügen, die verhindern, dass wir uns anschnallen können. Egal – es fühlt sich an, wie nach Hause kommen. Es geht weiter zum Abendessen, was nicht im Hotel stattfindet.

Es geht zwar Morgen nach Hause, aber es wird noch ein Gesamtfazit und die wissenschaftliche Betrachtung von Frau Doktor geben. Stay tuned.

Erkenntnisse Tag 13

  • Im Zug von Samarkand nach Tashkent tragen die Zugbegleiter ebenfalls Maske.
  • Die Spurweite in Usbekistan beträgt 1.052 mm.
  • Im Zug ist die Verpflegung inklusive. 😱😱
  • Wir verunsichern unseren Reiseleiter mit unserem Trinkgeld und der mitgebrachten Hamburg-Schneekugel.

Bäume, Bergdörfer, Basar, Baklava und Plow

Platanenpark

Wir starten so, dass wir Zeit haben uns das Frühstücksbuffet genauer anzuschauen. Auf dem Weg in den Frühstücksraum bemerken wir, dass es draußen recht frisch ist. Heute werden es nicht mehr als 25 Grad. Erfreulicherweise wird beim Frühstück Porridge angeboten. Inzwischen kann ich wieder normale Nahrung zu mir nehmen. Ich übertreibe es nicht, aber hier und da müssen Kleinigkeiten probiert werden. Wir fahren zum Chor-Chinor-Komplex nach Urgut, was eine Stunde dauert. Nach etwa 15 Minuten fallen mir die Augen zu. Das passiert beim Autofahren inzwischen automatisch. In diesem Komplex wurden vor über 1.000 Jahren Platanen angepflanzt, die eine beachtliche Größe erreicht haben. Außerdem gibt es dort eine Trinkwasserquelle, die aus dem Gebirge gespeist wird.

Sabrina und ich sind irgendwie nicht so sehr an dem Park und der Quelle interessiert. Vielmehr sind wir vom Bergpanorama fasziniert. Als unser Reiseleiter fragt, ob wir zwei Birkenstocktanten nicht ein bisschen den Hügel raufgehen wollen, ist die Antwort klar. Hinter dem Komplex befindet sich ein Friedhof und dahinter Häuser, die sich an den Hang schmiegen. Wo ein Teil des echten usbekischen Lebens stattfindet. Wir gehen immer weiter den Hügel hinauf und laufen durch eine Gasse. Unser Reiseleiter spricht mit jedem und fragt, ob es weiter hoch geht und ob man durch den Garten gehen darf. Erwartungsgemäß ist das natürlich kein Problem. Gerade für die Kinder sind wir DIE Attraktion schlechthin. Beide blond, mit Smartphones in der Hand und Sonnenbrille auf der Nase. Wir überlegen, ob wir vielleicht für einige Kinder die erste Begegnung mit Touristen sind. Leider haben wir nichts mitgebracht, was wir hätten verschenken können. Keine Bonbons oder andere Süßigkeiten.

Wieder im Chor-Chinor-Komplex angekommen, haben wir die Möglichkeit IN eine Platane zu gehen. Klingt verrückt, ist aber so. Fotografisch allerdings unmöglich zu dokumentieren. Dort sind Sitzbänke angebracht, sodass man sich in der Kühle des Baumes ausruhen kann.

Hereinspaziert in die Platane

Sonntag wird eingekauft

Ein bisschen außerhalb von Urgut besuchen wir einen riesigen Markt, wo man sich alles in der gewünschten Stückzahl kaufen kann, zu was die Fantasie ausreicht. Ich war wegen der vielen Menschen leicht überfordert und hier war es das erste Mal ein Quantum unangenehm und doch eine tolle Reizüberflutung. Gerne hätte ich mir an den diversen Ständen mit Essen den Magen verdorben. Die zurück liegende Erfahrung hat mich abgehalten. Sabrina hat wenigstens noch ein paar Fotos gemacht – ich gar keine, weil es teilweise so voll und eng war, dass man seine Gürteltasche besser in der Hand gehalten hat.

Auf dem Weg zurück nach Samarkand äußern wir den Wunsch, dass wir gerne noch ein wenig bummeln wollen und versuchen so subtil wie möglich durchklingen zu lassen, dass wir alleine klar kommen. Das klappte am Ende, sodass wir tatsächlich durch Souvenirläden streifen konnten. Natürlich haben wir in einem Café eine Runde die Füße hochgelegt. Für den kleinen Snack zwischendurch gab es Baklava und Möhrensalat. Es ist herrlich einfach nur Leute zu beobachten. Teilweise kennt man sich, denn unser Reiseplan deckt sich mit dem Reiseplan von anderen Gästen. Am Registan-Platz sitzen wir auf einer Bank und beobachten die vielen Hochzeitspaare, die mit Ihrer Entourage und Fotograf im Schlepptau Fotos schießen. Im Hotel angekommen, sortieren wir schon mal unsere Koffer vor und hängen ein bisschen rum, bis wir wieder zum Abendessen abgeholt werden.

Plow, Somsas, Brot und Applaus

Zum Abendessen werden wir in einer usbekischen Familie irgendwo in einer Seitenstraße in Samarkand erwartet. Neuerdings fragen wir fast jedes Mal, wenn wir wohin wollen, nach dem Weg. So langsam kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass das normal ist. Wie üblich sieht das Haus sehr unscheinbar und nichts-sagend von außen aus. Ein Blick in den Innenhof und schon finden wir uns mitten im Familienleben wieder. Die Zutaten fürs Plow stehen bereit und wir bekommen die Zubereitung erklärt. Direkt dahinter befindet sich ein Lehmofen aus dem die Flammen lecken. Neben Plow gibt es usbekisches Brot und Somsas. Beim Schneiden der Möhren fürs Plow sollen wir helfen. Sabrina macht den Paparazzi und ich schneide die Möhren und ernte dafür Applaus. Das finde ich witzig. In Usbekistan werden die Teigwaren wie Brot und Somsas im Lehmofen an der Wand gebacken. Ich werde gefragt, ob ich da mitmachen will. In einen glutheißen Ofen greifen? Darum muss man mich nicht zwei Mal bitten. Ehe ich mich versehe trage ich einen usbekischen Mantel zum Schutz. Bevor ich aber Brot an die Wand werfe, werden wir beim Somsas-falten eingebunden. Wie üblich bin ich erstmal begriffsstutzig und brauche zwei Anläufe, bis ich verstehe, wie das geht. Dann habe ich den Dreh raus und mir wird ein zweites Mal applaudiert. Der Ofen ist backbereit und ich schmeiße ein Brot an die Wand. Zum Glück hält es. 😅 Gleiches gilt für eine Somsa (gefüllte Teigtasche). Zwischendurch wird der Plow weiter bearbeitet. Es kommt Reis dazu und dann wird weiter gekocht. Das dauert etwa 1 – 1,5 Stunden. Gegessen wird im Gastraum, der uns die Sprache verschlägt. Der Tisch ist bereits mit Essen übersäht. Dabei sind die Teigtaschen und das Plow noch nicht mitgezählt. Wir probieren beide tapfer alles durch, sind allerdings nach den Probierportionen satt. Wir essen einfach weiter, weiter und weiter. Wohlwissend, dass die Mengen keine gute Idee sind… Meine Nase ist leider so zu, dass ich von all den Köstlichkeiten kaum was schmecke. Außer dem Sauerquark. Der ist ziemlich intensiv. Wir sind wieder im Hotel angekommen und haben uns ins Bett gerollt.

Das Höllenfeuer
Hier wird heiß gekocht 🔥
Zack – hier trage ich bereits die usbekische Tracht
Eine neue Freundin von Sabrina und mir
Jetzt wird es ernst
Einfach mit Schmackes an die Wand
Puh – das Brot hält
Essen im Überfluss
😱 Wer soll das alles essen?

Erkenntnisse Tag 13

  • Maiskolben werden an der Straße getrocknet. Weintrauben, Pflaumen, Äpfel, Paprika und Tomaten trocknet man einfach auf dem Dach.
  • Kinder in Bergdörfern sind neugierig, wenn wir auftauchen und fotografierend durch deren Straßen und Gärten laufen.
  • Wir hätten ein paar Süßigkeiten für neugierige Kinder mitnehmen sollen.
  • Unserer Fahrer hat heute nur drei Mal während der Fahrt telefoniert.
  • Uns ein bisschen Zeit zum Bummeln rauszuschlagen ist schwieriger als gedacht.
  • Heute ist das Thermometer nicht über 26 Grad geklettert.
  • In 2022 waren bisher etwa nur 13.000 Deutsche hier, was erklärt, warum wir stets die Aufmerksamkeit auf uns ziehen.
  • Ich habe meine fünf Packungen Taschentücher aufgebraucht.
  • Autofahren macht trotz der Tatsache, dass man ausgeruht ist, immer müde. Egal wie turbulent der Verkehr ist.
  • Hier kauft man auf dem Markt groß ein. Und übrigens der ganze Basar ist ein „Unverpacktladen“. Man kann eine Schraube, ein Stück Seife, drei Paar Socken, alles für eine Hochzeit, Wischmöppe, Regale, Schachlik-Spieße, Ofenhandschuhe, Plow, Pflaumen, Nüsse, Zwiebeln, oder was Euch immer einfällt in der gewünschten Anzahl kaufen.

Mausoleum, Museen, Milchstraße, Maulbeeren, Markt und Macarons

Unser erster kompletter Tag in Samarkand. Wir sind gespannt, wie es uns heute gefällt. Was wir mit Sicherheit wissen. Es erwartet uns ein neuer Fahrer. Dieser besticht zunächst durch einen größeren und edler wirkenden Chevrolet. Das zweite was uns auffällt: als wir einsteigen telefoniert er. Als wir losfahren wird er angerufen. Als wir uns in den wilden Stadtverkehr von Samarkand einfädeln ruft er jemanden an. Als wir an einer Ampel stehen, ruft er jemand Neues an. Als er einmal jemanden anrufen will, fällt Ihm sein iPhone in den Fußraum und er fischt es beim losfahren raus. Während unser Reiseleiter uns erklärt was heute passiert, telefoniert er. Wenn er nicht telefoniert, hat er tatsächlich beide Hände am Lenkrad. Seine Fahrweise ist usbekisch: eine Hand an der Hupe, wenig Abstand halten und furchtlos in einen uneinfädelbaren Verkehr einfädeln. Er trägt eine schwarze Kappe und als er uns das zweite Mal aufgabelt trägt er die Kappe schief auf dem Kopf. Ein usbekisches Unikat.

Mausoleumsmeile

Erster Stopp für heute ist eine Mausoleumsmeile. Dort reiht sich ein Mausoleum an das andere. Es wirkt alles surreal, auch wenn einige Grabstätten nicht opulent verziert wurde. Der gute Amir Timur hat mal wieder nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ein Mausoleum für seinen liebsten General, für verschiedene Frauen und weitere Anverwandte. Ein paar der Gräber sind namenlos. Auf dem Mausoleumshügel gibt es zusätzliche mehrere Moscheen.

Nekropole Shohizinda – hier reiht sich ein Mausoleum ans andere

Museum mit Sowjetcharme

Während der Sowjetzeit wurde auf einem Hügel ein Museum gebaut. Ein langgezogener, rechteckiger, farb- und fensterloser Bau mitten in einer hügeligen, staubigen Landschaft. Wir besuchen das Museum und schauen uns die Exponate an. In den Hügeln lebten einstmals die Einwohner der Hauptstadr Sogdiens. Das war der Vorläufer von Samarkand. Den Komplex nennt man den Afrosiyob Hügel. Im Museum befinden sich Tontöpfe, Werkzeuge, Münzen und allerlei Gerätschaften, die früher benutzt wurden. Mehr als zwei Fotos, von entdeckten Wandmalereien, habe ich nicht gemacht. Im Anschluss hatten wir die Möglichkeit die Hügel selbst zu besichtigen. Leider konnte man nicht so richtig was erkennen, weil die Erosion den Ausgrabungsstätten den Rest gegeben hat. Man scheint der Meinung zu sein, dass man genug gebuddelt hat.

Der halbe Sextant

Next stop – der halbe Sextant von Mirzo Ulugh Beg. Er war ein Enkel von Amir Timur und hat sich früh für Astronomie und Mathematik interessiert. Fun Fact. Ulugh Beg hat herausgefunden, dass ein Jahr 365 Tage hat. Wie? Das ist abgefahren. Er hat sich einen riesigen Sextanten gebaut, von dem heute nur noch die Hälfte steht und hat den nächtlichen Lichteinfall dokumentiert und kam so auf 365 Tage. Ein Krater auf dem Mond ist ebenfalls nach Ihm benannt. Coole Type. 😎

Nach dem Mittagessen fahren wir zu einer Papierfabrik, die jungen Maulbeerbaumzweigen Papier herstellt. Das ist das Papier auf dem wir unsere Kunstwerke gemalt haben.

Bisher gibt es nur ein Gebot für „3 Granatäpfel aus Buxoro“

Wir kommen dort an und stellen fest – das ist eine Touristenhochburg. Das Schild Tourist Village und der große Reisebus törnt mich nicht gerade an. Ich wiederhole mich. In Usbekistan darf man sich nicht von Äußerlichkeiten ablenken lassen. Tourihochburg: ja. Uncool? Keinesfalls. Am Ende bin ich sogar ein bisschen verliebt in diesen Ort. Wir sehen wie aus den Zweigen des Maulbeerbaumes in verschiedenen Schritten Papier wird. Sabrina wird gleich eingebunden.

Tourism Village Konigil

Nicht nur lernen wir was über die Herstellung von Papier. Nein – wie man Öl macht und töpfert. Sabrina wird gleich wieder eingebunden eingeölt.

Ich halte mich bewusst kurz, weil es einen Gastbeitrag von Sabrina zu diesem Thema geben wird.

Eigentlich ist das Programm für heute beendet. Nicht mit uns. Kurzerhand besuchen wir einen weiteren Markt. Dieser ist nicht so eng, wie in Buchara. Mein persönliches Highlight. Es gibt einen Stand, der ausschließlich Plastiktüten verkauft.

Ein Reich für Plastiktüten

Zu Fuß laufen wir zurück zum Registan Platz. Wir lassen uns einsammeln und in der Nähe vom Hotel auswerfen, weil wir uns noch in ein Café setzen wollen. Sabrina trinkt den besten Kaffee, den Sie bisher in Usbekistan hatte und es gibt einen Macaron und ein Stück Kuchen.

Auch sowas gehört zu Usbekistan

Erkenntnisse Tag 11

  • Eigentlich ist heute Tag 12.
  • Übersetzungen jeglicher Art umfassen maximal 50% des eigentlichen Textes.
  • Wir riechen jeden Abend wie ein Schacklik Spieß vom Grill.
  • In Samarkand wurden mal eben 8 Hotels neu gebaut, um den jährliche Gipfel der Shanghai Staaten nächste Woche auszurichten – das erklärt warum an jeder 5. Straßenlaterne Polizisten stehen.
  • Die Erlebnisinszenierung ist auch in Usbekistan angekommen (mehr dazu im baldigen Gastbeitrag von Dr. Sabrina Seeler). 🤓🎓

8 – 9 – 10

Bob oder nicht Bob, dass ist hier die Frage

Upsi. Ähm ja – also. Wie soll ich sagen? Ein bisschen im Hintertreffen? Vielleicht hat Bob mir zu viel Energie geraubt? Fairerweise lässt sich vermutlich die Ursache nicht zu 100% auf Bob schieben. 😬 Wir sind zu übermütig geworden und haben grundsätzlich alles gegessen, was man uns angeboten hat. Wirklich alles. Weintrauben von der Straße, Wassermelone hier, Honigmelone da, sonstiges Obst, ein notdürftig gewaschener Apfel auf dem Markt und noch vieles mehr. Wenn wir auswärts essen, was zwei Mal am Tag vorkommt, dann grundsätzlich usbekisch. Immer wenn es heißt europäische Küche oder usbekische Küche, wählen wir die Einheimische. Sabrina hat sich schneller erholt als ich. Ich kämpfe seit den letzten zwei Tagen mit der Touristenkrankheit und hab zwar fleißig alles gegessen, aber im Grunde hätte ich mir das sparen können. Zusätzlich hab ich mir von den diversen Klimaanlagen eine Erkältung eingefangen. Heute ist der erste Tag, wo es besser ist. Jedenfalls kommt mit diesem Beitrag nun der Versuch die letzten Tage aufzuholen. Das geht natürlich nur in Kurzform. Daher kommt nun die Zusammenfassung von drei Tagen.

Im Schweinsgalopp

Tag 8

Baha-ud-din-Naqshbandi-Komplex
Baha-ud-din-Naqshbandi-Komplex
Villa des Kaufmanns Fayzullo Xo’jaev
Fayzullo Xo’jaev himself
Innenhof der Villa Fayzullo Xo’jaev
Samanidenmausoleum (892-907)
Die Samaniden nannte man auch Feueranbeter
Mausoleum Chasma – Ayun, was heute ein Wassermuseum ist.
Auf dem Markt Kolkhoznyy Rynok
Auf dem Markt Kolkhoznyy Rynok
Auf dem Markt Kolkhoznyy Rynok
Auf dem Markt Kolkhoznyy Rynok

Tag 9 – Auf nach Shahirsabz

Zwei Grazien im Baumwollfeld

Amir Timur kleckerte nicht – er klotze

Shahirsabz – der Weiße Palast. 38 Meter hoch.
Wie üblich mein Highlight- eine Fahrt im Electro-Car

Tag 10

Der heutige Tag startet mit einer Fahrt über eine Passstraße. Ich kann die Fahrt zu Beginn nicht genießen, weil ich einen Hustenanfall nach dem anderen habe und Sabrina, weil sie auf der Rückbank nicht so gut Fotos schießen kann. Auf beiden Seiten ist hinten ein Sonnenschutz angebracht. So sehen Fotos von grandiosen Berglandschaften eben aus, als hätte man sie durch ein Fliegengitter fotografiert. Ich huste derartig, dass sich unser Reiseleiter entschuldigt und fragt, ob er in der Polyklinik anrufen soll. Ich verneine hüstelnd und wir fahren weiter. Nach einer Weile bessert sich der Husten zum Glück. Nicht schon wieder ins Krankenhaus. Wir halten an zwei Stellen an, um Fotos zu schießen. Oben erwartet uns ein kleiner Markt, wo ganz viele von diesen kleinen getrockneten Kügelchen aus Sauermilch zum Verkauf angeboten werden.

Thata-Karacha-Pass 1.788 Meter
Katyk – getrocknete Sauermilchkugeln. Die kleine Variante davon heißt Kurt.
Hier wurde der „berühmte“ Film Apachen gedreht

Weiter geht es nach Samarkand. Wir sind äußerst gespannt, ob Samarkand mit unserem Liebling Xiva mithält. Spoileralarm! Jaaaaaa. Wir besuchen das Grab von Amir Timur und seinen Verwandten, checken ins Hotel ein, Mittagessen uuuuuund dann der Registan-Platz. Mal unter uns gesprochen. Schon die Kuppel des Mausoleums von Amir sieht so unglaublich aus, dass man sich fragt, ob jemand die Decke mit Photoshop bearbeitet hat. Hier stoßen unsere Smartphones an Ihre Grenzen, obwohl wir mit einem Weitwinkel arbeiten können. Wir sind beide geplättet und sind uns einig, dass sich das unmöglich mit einem Foto einfangen lässt. #winkmitdemzaunpfahlnachusbekistan zu reisen

Schonkost auf Usbekisch

Hab ich schon erwähnt, dass der Registan-Platz krass abgefahren ist? Es ist hier nicht unüblich, dass sich Medresen gegenüber stehen. Hier hat man gleich eins drauf gesetzt. Aus zwei mach einfach drei. Dann sind die natürlich völlig anders gestaltet und man bräuchte eine Woche sich alles anzuschauen. Wieder stoßen unsere Smartphone-Kameras an Ihre Grenzen.

Bevor wir zu den aktuellen Fotos kommen… Ihr erinnert Euch? Usbekistan wurde sehr oft erobert und es gibt hier Erdbeben. Deswegen möchte ich Euch erstmal ein paar alte Aufnahmen zeigen.

Ein weiterer interessanter Fakt. Das ein oder andere Bauwerk steht ein wenig schief. Das liegt daran, dass auf Sand gebaut wurde und sich die Gebäude teilweise wie der schiefe Turm von Pisa neigen.

Ulug’Bek Medrese
Sherdor Medrese
Tillakori Medrese

Heute war der Tag von Superlativen geprägt. In den Innenhöfen der einzelnen Medresen kann man ebenfalls viele spannende Dinge entdecken. Wir haben uns erklären lassen, wie man verschiedene Fliesenarten fertigt. In diesem Laden haben wir ausgiebig geshoppt. Ausgiebig gehandelt haben wir allerdings nicht. Stolze zwei Euro konnten wir rausholen. 🤷🏼‍♀️ Nach dem offiziellen Teil mit unserem Reiseleiter hatten wir eine Stunde lang die Gelegenheit alles auf uns wirken zu lassen.

Wieder im Hotel angekommen, beschäftigten wir den Facility Manager des Hotels etwa 45 Minuten mit unserem Türschloss.

Nach dem Abendessen, was für mich, wie schon zu Mittag, aus trockenem Reis bestand, ging es erneut zum Registan-Platz.

Übrigens – wir frieren bei 27 Grad…

Erkenntnisse Tag 8 – 9 – 10

  • Usbeken sind sehr geduldige Menschen, Ausnahme beim Auto fahren.
  • Gemütliche Zimmerbeleuchtung ist ein Fremdwort.
  • Vegetarische (Fleisch)Suppe heißt Gemüse schwimmt in Rinderfettaugen.
  • Gastfreundschaft geht weit über das Zuschütten mit Essen hinaus – auch damit einhergehende Wehwehchen werden mit allen Mitteln bekämpft.
  • In Woche 2 hat unser Reiseleiter (widerwillig) verstanden, dass wir (a) nicht so viel und (b) kein Fleisch essen wollen.
  • Der Koffer ist endlich leichter, ein Drittel der Feuchttücher und Desinfektionstücher sind leer, Platz für Shopping.
  • Wir sind heftig im Handeln, ganze 2 Euro haben wir ausgehandelt.
  • In Samarkand sind Kuppeln rippenförmig und verziert.
  • Wenn man seine Grabstätte im heftigsten Palast des Landes haben möchte, muss man sich nur mit Fleisch einschleimen #fleischforpresident. So geschehen bei einem Metzger aus der Bauzeit der Sherdor Medrese.

Buchara hat es schwer

Tag 7 beginnt mit einem bobartigen kleinen Snack, bevor wir trotzdem am Frühstücksbuffet für Kaffee und Tee vorbei schauen. Meine Herren, die haben ordentlich aufgefahren. Deswegen gibt es neben dem Tee zwei kleine Teigwaren und ein interessant aussehendes Plätzchen. Man weiß nicht so recht, was man da grade isst, aber es schmeckt herrlich. Um 08:30 Uhr werden wir von unserem Reiseleiter vor dem Hotel erwartet. Die Sehenswürdigkeiten in Buchara liegen etwas weiter auseinander, sodass unser Fahrer zwischendurch zum Einsatz kommt. Dieses Mal werde ich keine so ausführliche Beschreibung abgeben. Sonst habt Ihr am Ende gar keinen Grund mehr nach Usbekistan zu fahren, weil Ihr schon alles wisst. Das wäre doch schade.

Bolo Haouz Moschee

Me’Morchilik Yodgorligi Bolohaouz Minarett

Wir fahren mit unserem Fahrer in Richtung Zitadelle Ark. Google Maps weist dieses Mal den richtigen Weg. Ohne uns zu verfahren, erreichen wir den gewünschten Ort. Geht doch. Die Zitadelle ist aus dem 6. Jahrhundert und wurde in der Grundfläche im Sternbild des Bären gebaut. Natürlich gibt dazu eine passende Geschichte, die ich nicht mehr ganz zusammen bekomme. Alle imposanten Bauwerke haben eines gemeinsam: sie wurden zahlreiche Male erobert. Die Namen die am häufigsten fallen: Dschingis Khan, Amir Timur und die Sowjets.

Die Spiegel an der Decke waren zur Lichtreflektion gedacht
Der Audienzhof der Zitadelle
Ein Künstler hatte den Auftrag für den Khan eine Löwenskulptur zu bauen. Allerdings hat der Künstler noch nie einen Löwen gesehen. Dafür ist es ganz gut geworden.

Nach der etwas farblos wirkenden Festung steigen wir ins Auto. Von der gestrigen, sehr geschmeidigen Fahrweise ist heute kaum noch was zu erkennen. Heute fährt er wie Uli (die versteht was ich meine 😜). Unser Reiseleiter entdeckt eine Medrese als wir vorbei fahren. Der Fahrer geht in die Eisen und wir springen für einen kurzen Fotostopp raus.

Qo‘sh Medrese

Wieder zurück im Auto merken wir nach einer Weile, dass die Stimmung auf den vorderen Plätzen merklich abkühlt. Wir vermuten, dass Google Maps unseren Fahrer erneut im Stich gelassen hat, was unser Guide doof findet. Wir cruisen so lange durch die Gegend, dass ich mit Sicherheit eingeschlafen wäre, wenn er so wie gestern gefahren wäre. Heute wurde ebenfalls vier Mal nach dem Weg gefragt, bis wir das gewünschte Ziel erreichen: Chor Minor.

Chor Minor
Auf den vier Türmen sind unterschiedliche Religionen dargestellt

Ohne weitere Vorkommnisse schaffen wir es zurück zum Ausgangspunkt in der Nähe unseres Hotels und schauen uns ein paar Sehenswürdigkeiten in der Nähe an. Wir sind nach wie vor ein wenig verunsichert, weil uns Buchara, bzw. die Sehenswürdigkeiten etwas farblos vorkommen.

Ich weiß leider den Namen nicht mehr
Maghak-i Attari Moschee
Wir dürfen einen Blick hinter die Kulissen einer Schmiede werfen.
Medrese Ulug Beg

Ein Highlight des Tages ist die Fahrt mit einem offenen Electro-Car, das uns zur nächsten Attraktion bringt.

Unmittelbar vor dem Mittagessen schauen wir uns ein weiteres Eingangstor der Medrese Nodir Devon Begi an, die keine eigene Moschee aufweist. Wir nehmen in einem sehr schönen Restaurant unser Mittagessen ein. Dieses liegt direkt an einem Wasserbecken Labi Hovuz.

Eingang zur Medrese Nodir Devon Begi
Essen mit Blick auf den Labi Hovuz
Afghanisches Flatbread

Nach dem Mittagessen besuchen wir eine Kalligrafiewerkstatt, wo wir eine kleine Überraschung erleben. Wir lassen uns, nicht wie sonst, komplett berieseln. Nein – wir sollen malen. Das wird interessant… Wir sitzen mit dem Sohn einer der bekanntesten und traditionsreichsten Kalligrafen aus Usbekistan zusammen an der Palette und sollen Granatäpfel malen. Das hat erstaunlicherweise Spaß gemacht. Während wir den Anweisungen den Meisters folgen und lauschen, bekommen wir wieder Tee und Obst gereicht.

Gebote für die Erstlingswerte „3 Granatäpfel in Buxoro“ bitte in die Kommentare posten.

Nach der kleinen Malstunde schauen wir uns eine weitere Medrese an und dann haben wir überraschenderweise frei.

Medrese Kalon

Wir machen die Gegend noch ein wenig unsicher, bevor wir uns am Labi Hovuz auf ein weiteres Heißgetränk niederlassen. Dann ins Hotel kurz ausruhen, duschen und ne Runde Klamotten waschen, bevor das Abendessen um 18:00 Uhr startet.

Erkenntnisse an Tag 6

  • Xiva hat uns verdorben.
  • Usbeken sind keine Frühaufsteher, obwohl man das aufgrund der Temperatur vermuten könnte.
  • Man kann hier vom Boden essen. Drinnen wie draußen. Zu irgendeiner Zeit fegt immer jemand die Straße.
  • Züge fahren nur sehr langsam.
  • In Buchara gibt es 160 Medresen.
  • Unser neuer Fahrer liebt Musik. Wenn wir uns grade was angucken, dreht er voll auf und wenn wir dann wieder ins Auto steigen, hat er vergessen, dass die Musik noch laut ist.
  • Taxis sind in Buchara ausnahmsweise gelb, statt weiß.
  • In Buchara müssen wir mindestens 1 x nach dem Weg fragen, egal wo wir hin wollen. Meistens bleibt es jedoch nicht bei einem Mal.
  • Die Kuppeln von Gebäuden sind entweder Tübbeteken (Lautschrift) oder Baumwollknospen nachempfunden.

Bob fährt durch die Wüstensteppe

Tag 6 beginnt ein bisschen wehmütig. Xiva ist ist einfach zu beeindruckend. Man darf sich fragen, ob da noch was geht? Für heute steht eine sechsstündige Zugfahrt von Xiva nach Buchara auf dem Programm. Wir fahren, wie die Einheimischen, mit dem Zug. Wir hatten die Idee, dass wir Teile von „Bob“ zum Frühstück verzehren, aber irgendwie hat keiner von uns Hunger, sodass wir beschließen ihn mit auf große Fahrt zu nehmen.

Wir fahren Stunde um Stunde durch die immer gleiche Steppenlandschaft. Einzig die Variation an Steppengras ändert sich. Wie üblich hat eine von uns immer die Augen zu und macht ein kleines Nickerchen. Ich kämpfe über 4 Stunden mit der Technik, denn mein Handy läuft ständig heiß, während ich verzweifelt versuche die Stadtführung mit dem Khan von Xiva Revue passieren zu lassen. Entweder erhitzt sich mein Gerät, oder die App schmiert ab. Das ist zuweilen sehr frustrierend. Jammern auf hohem Niveau.

Wir versuchen morgens unseren Reiseleiter davon zu überzeugen nicht gleich um 18:00 Uhr ein 4-gängiges Abendessen zu planen, wenn wir erst um 15:00 Uhr zu „Mittag“ essen. Und es gibt noch „Bob“ die Honigmelone. Der will auch gegessen werden. Er eignet sich übrigens prima als Armlehnenersatz im Auto. Im Zug sitzt er brav zwischen uns und ist nicht besonders gesprächig.

In Buchara angekommen erschlägt mich die Hitze in Sekunde eins, da bin ich noch nicht auf dem Bahnsteig. Dann der zweite Schock für eine „Eisenbahnerin“. Um zum Bahnhofsgebäude zu gelangen, müssen wir zwei Mal mit Gepäck über die Gleise…

Das ist nichts für Eisenbahner

Planlos in Buchara

Neue Stadt, neuer Fahrer. Ich habe meinen Lieblingsfahrer und jeder neue Fahrer muss sich daran messen lassen. Der Neue fällt gleich durch, obwohl er noch nicht losgefahren ist. Nachdem Sabrina, Bob und ich auf der Rückbank Platz genommen haben, merken wir schnell, dass in diesem Chevrolet geraucht wurde. Klischeehaft hängt ein Duftbaum im Auto. Nun gut, wir haben in Usbekistan gelernt uns nicht von Äußerlichkeiten blenden zu lassen. Fahren ist wichtiger als der Geruch im Auto, denn schließlich soll er uns bis Samarkand begleiten. Der erste Stopp wäre das Restaurant fürs Mittagessen. Zunächst fährt er unauffällig und wir denken schon, er gehört in die Kategorie neutraler Fahrer. Fährt gut, ohne Besonderheiten. Bis sein Google Maps Ihn im Stich lässt. Dann wird es richtig interessant. Bisher auch der erste Fahrer, der überhaupt mit Navi fährt. Als Usbekistan-Expertinnen sehen wir das natürlich gleich schon am Nummernschild, denn die erste Zahl gibt an, aus welcher Region der Fahrer kommt. Unser Fahrer ist eindeutig nicht aus Buchara. Wir suchen wohlgemerkt ein Restaurant. Wir drehen diverse Male um und fahren ein Stück zurück. Dann fahren wir in eine Einbahnstraße, weil Google Maps sagt, dass da der richtige Weg ist. Vor uns fährt auch ein Auto gegen die Einbahn. Was soll’s. Merklich werden die Straßen enger und enger und enger, sodass man sich zurecht Fragen darf, wie da überhaupt ein Auto durchpassen soll. Unser Fahrer verzieht keine Miene und bleibt bei 42 Grad Außentemperatur cool und manövriert seinen Chevrolet sicher durch die engen Gassen. Manchmal hätte nur ein Blatt zwischen uns und die Hauswände gepasst. Nachdem wir uns aus dem Labyrinth rausgekämpft haben, stellt sich heraus, dass wir falsch sind. Zum ersten Mal wird nach dem Weg gefragt. Also wieder zurück durch die engen Gassen. Wir werden noch vier weitere Male anhalten, um nach dem Weg zu fragen. Statt 15:00 Uhr erreichen wir erst 45 Minuten später das Restaurant. Mir läuft und läuft der Schweiß einfach nur so runter und Hunger hab ich auch nicht. Es ist erstaunlich wie der Körper schwitzt, wenn man noch eine Kanne heißen Tee hinterher schüttet. Irgendwann brechen wir Richtung Hotel auf, was sich ein bisschen einfacher gestaltet. Unsere neue Bleibe liegt wieder mitten in der Altstadt und bisher reicht Buchara noch nicht an Xiva ran, was sicherlich bald ändern wird.

Im Hotel angekommen brauche ich erstmal 45 Minuten um sprichwörtlich abzukühlen. Es steht noch die Schlachtung des Bob auf dem Programm, welchen ich fachmännisch zerlege. Er ist sehr geschmackvoll. Yummy.

Das Messer wird gewetzt

Danach drehen wir eine kleine Runde in der näheren Umgebung und ich versuche den letzten Blogartikel zu veröffentlichen. Weiter geht es zum Abendessen.

Heute war nicht viel los bei uns, daher ein kurzer Artikel. Die Erkundung von Buchara steht auf als nächstes auf dem Programm.

Der Khan von Xiva

Upsi

Erstmal darf ich ein paar Fakten grade ziehen. Ich weiß seit gestern, dass ich Quatsch mit Soße verkündet habe. Dabei geht es um die Bezeichnung des Fürstentitels. Fälschlicherweise habe ich behauptet, dass Han und Khan zwei paar Schuhe sind. Fehlanzeige. Khan ist eine Schreibweise für diesen Titel und Han hört sich das ausgesprochen an, oder vielmehr Chan. Reines Wunschdenken, dass Han Solo und der Übeltäter Khan in Usbekistan Hauptrollen gespielt habe . 🤷🏼‍♀️ Schade, ist aber so.

Von der Sauna in den Kühlschrank

Es scheint, dass die Hitze für mich zu einem ähnlich wichtigen Thema wird, wie die Gastfreundschaft. Um etwa drei Uhr wache ich in der ersten Nacht in Xiva schweißgebadet auf. Völlig entnervt denke ich ans Schlimmste und vermute Fieber. Erstmal aufstehen und checken. Die Anzeige auf dem Fieberthermometer würde eher empfehlen, dass ich mir Jacke, Mütze und Schal anziehe. Kurzer Check bei Sabrina – die schwitzt sich auch eins ab. Wir beschließen die Klimaanlage anzuwerfen. Unser Zimmer verwandelt sich binnen kürzester Zeit von einer Sauna in einen etwas zu warm eingestellten Kühlschrank. Sehr wohltuend.

Mitten rein ins Märchen

Ich nehme Euch mit, in diesen mit Wissen vollgepackten Rundgang durchs märchenhaften Xiva. Bequeme Schuhe anziehen, eincremen nicht vergessen, zwanzig Liter Wasser in den Rucksack räumen und eine Kopfbedeckung einpacken. Ein Fächer macht sich auch gut. Heute soll es heiß werden.

Ein Khan, der mit den Augen spricht

Unser Reiseleiter empfängt uns, nach einem Frühstück mit klassischer Musik, und wir starten unsere Erkundung von Xiva direkt vor der Haustür. Das Hotel liegt mitten in der historischen Altstadt, die Weltkulturerbe-Status hat. Nach einem kurzen Fußmarsch treffen wir auf einen weiteren Guide, der uns heute die Schönheiten von Xiva näher bringen wird. Da wissen wir noch nicht, dass wir mit der Person unterwegs sind, die in Xiwa alle zwei Meter jemandem die Hand schüttelt, dessen Handy ununterbrochen klingelt, der Schlüssel für diverse Räume in der ganzen Stadt hat und jemandem und der mit seinen Augen sprechen kann. Um uns erstmal zurechtzufinden starten wir vor einer Karte, die uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Altstadt zeigt.

Es gibt insgesamt vier Tore, die Zugang zur Stadt gewähren. Wir befinden uns am Tor Ota Darvoza. Beige Gebäude sind Wohnhäuser und türkis umrandete Medresen oder Minarette.

Kalta Minor

Ist ein unfertiges Minarett, welches trotzdem stolze 29 Meter hoch ist und einen Durchmesser von 14,2 Metern aufweist. Der damalige Khan ist beim Bau gestorben. In solchen Fällen ist es untersagt ein Gebäude, was der Verstorbene begonnen hat, zu vollenden. Das lässt man dann lässt halt so. Es gibt verschiedene Theorien wie hoch das Minarett mal hätte werden sollen. Es wurde errechnet, dass bei 14,2 Metern Durchmesser eine maximale Bauhöhe von 140 Metern hätte rauskommen können. 29 Meter sind schon beeindruckend.

29 Meter krasse Baukunst

Polon Qoriy

Dieses Gebäude wirkt etwas untypisch von der Architektur her und es kommt auch gänzlich ohne Fliesen aus. Dieses Gebäude gehörte einem Stoffhändler, der viel in Europa unterwegs war. Der Khan war nicht nur der oberste Chef, sondern gleichzeitig auch das Bauamt. Er genehmigte schließlich den Bau dieses Komplexes.

Ko’hna Ark Saroyi

Dieser riesige Palast liegt direkt gegenüber des europäisch anmutenden Gebäudes. Es gibt einen äußeren und inneren Teil der Festung, die dem Khan gehörte. Davor befindet sich ein Platz, der für politische Bekanntmachungen aller Art genutzt wurde. Statt einer Twitternachricht ließ der Khan auf der Trompete spielen, damit alle Bescheid wussten, dass es was Neues es gibt. Dann strömten alle herbei und konnten sich die News abholen. Wie das bei Versammlungsplätzen so üblich ist, war dieser Platz gleichzeitig der Schauplatz, wenn es um Folterungen und Hinrichtungen ging.

Ko’hna Ark Saroyi – innerer Teil

Die Festung entstand etwa im 1600 Jahrhundert und wurde diverse Male erobert. Wenn man das Eingangsportal durchschreitet erblickt man im Innenhof diverse Ruinen. Diese gab es vor der Pandemie nicht 😱. Die Ausgrabungen dauern an. Man hat ein Gefängnis, eine Staatskammer und Wohnstätten der Versire freigelegt. Nebst einem Badehaus für den Khan. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man heute drei Nischen. Früher waren dies Zimmer, um zu prüfen, wer denn da eigentlich in den Palast wollte und damit sich Gäste ausruhen konnte. Die Sowjets haben die Zimmer geschlossen.

Wir arbeiten uns tiefer in den Palastkomplex vor und treten nach einem Durchgang hinaus in einen weiteren Innenhof, in dem sich die Sommermoschee befindet. Ein unglaublicher Anblick in blau. Auf den Kacheln finden sich arabische Buchstaben in persischer Sprache. Das Design der geometrische Figuren und floralen Mustern in den Farben, weiß, blau und türkis sollte die Nerven beruhigen. Die vielen Fliesen wurden neben Gips mit 12 cm Nägeln befestigt. Beim Brennen der Fliesen wurde dafür bereits ein Loch in der Mitte berücksichtigt, da diese sonst kaputt gehen würden, wenn man versucht einen Nagel einzuschlagen.

Als Khan ist man gleichzeitig auch Bank und prägt seine eigene Knete. Wir lassen uns erklären, wie die damalige Währung entstanden ist. Next stop Münzprägerei. Auf der eine Seite einer Münze steht der Name des Khan und auf der anderen Seite der Name Gottes. Papier war früher Mangelware. Da hat man kurzerhand Geld aus Seidenstoff mit Hilfe von Druckplatten hergestellt. Einige Münzen hatten ein kleines Loch. Da konnte man sein Geld auffädeln und dies wurde als Portmonee verwendet. An der Wand läuft auf einem Fernseher ein kleines Erklärvideo und wer kommt uns da bekannt vor? Richtig unser Guide. Als wir Ihn im Video erkennen dämmert uns, dass wir mit einer wichtigen Person unterwegs zu sein scheinen.

Wir treten auf einen weiteren Innenhof. Auf den runden Erhebungen wurden im Winter Jurten aufgestellt. Im am Hof angrenzenden Empfangsraum durfte man dem Khan sein Anliegen vorbringen, wenn das Wetter schlecht war. Der Raum hat drei Türen. Es gibt eine klare Regelung, wer durch welche Tür eintreten darf. Eine Tür ist nur für den Khan. Die mittlere für Stellvertreter und Familie und durch die letzte darf der Pöbel rein.

Qozixona XIX Asr

Nächster Halt: Folterkammer. Wir verlassen den imposanten Palastkomplex und kehren direkt daneben ein. Da ist es schön kalt drin und wir schauen uns verschiedene Bestrafungs- und Tötungsmethoden an. Die Palette reicht von pfählen, lebendig mit dem Kopf voraus begraben werden, vom Minarett geworfen zu werden, ausgepeitscht, aufgehangen oder gesteinigt zu werden.

Solche Soldaten nahmen die eben verkündeten Gräueltaten vor. Wohlgemerkt auch noch zu einer Zeit als es schon Fotografien gab.

Muhammad Rahimxon II Madrasi

Danach treten wir wieder hinaus in die Hitze und machen uns auf den Weg in ein Museum, welcher früher eine Koranschule war. Das Tor stammt es dem Jahr 1871. Es gibt ebenfalls einen äußeren und inneren Hof. Außen wohnten und lernten die Schüler in 81 Wohnzellen. Die Studis hatten zur Finanzierung einen eigenen Acker, um Essen anzubauen und zu verkaufen und um das Studium zu finanzieren. Unsere Guide erklärt uns, dass es eine ehrliche Zeit war. Es gibt eine überlieferte Geschichte. Ein Schüler hatte eine Frage an seinen Lehrer, der sich gerade mitten im Studium befand. Zu jener Zeit wurden Öllampen als Schreibtischlampen genutzt. Einmal hatte der Lehrer eine Öllampe, die ihm vom Khan zur Verfügung gestellt wurde und eine private Öllampe. Als der Schüler seine Frage stellte, löschte der Lehrer die Öllampe des Khan und zündete seine eigene Lampe an. Er erkläre dem fragend drein blickenden Schüler, dass dies keine Angelegenheit sei, die Ressourcen des Khan zu vergeuden, sondern eben einfach eine Frage eines Schülers an seinen Lehrer. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte richtig wiedergebe. Das ist, so denke ich, auch gar nicht der Punkt, denn die Botschaft ist klar.

Juma Masjid X – XVII Asrlar

Wie gehen ein paar Straßen weiter und kommen zur tausendjährigen Moschee. In der Nähe steht ein Minarett von 47 Metern Höhe und 81 Stufen. Das ist bisschen schief, weil das Erdbeben aus 1966 (#tashkent) nachgeholfen hat. In der beeindruckenden Moschee angekommen, hören wir die Geschichte über einen arabischen Reisenden namens al Masri. Der kam auf seinen Reisen hier vorbei und erwähnte diesen Ort in seinem Reisetagebuch. Jedoch ohne Angabe wie viele Säulen – es gibt insgesamt 213 Säulen – er sah. Mittendrin steht ein kleines kuppelförmiges Häuschen. Das ist eine Art Geschenkplatz. Da ließen reiche Leute mitgebrachtes Essen, welches arme Leute wiederum mitnehmen konnten. In dieser Moschee haben bis zu 3.000 Menschen Platz.

Sayyid Islom Xo’ja Madrasi

Zum nächsten Komplex den wir betreten, gehört ein Minarett, eine Medrese und eine Moschee, die einem Stellvertreters eines Khans gehörte: Sayyid Islom Xo‘ja. Dabei handelt es sich um das höchste Minarett Usbekistans mit 57 Metern und 118 Stufen. Es wird heute als Museum genutzt.

Sayyid persönlich

Me’Morchilik Yodgorligi Pahlavon Mahmud

Letzter Stopp vor dem Mittagessen. Wir besuchen das Haus von Me’Morchilik Yodgorligi Pahlavon Mahmud. Er wurde mit Erlaubnis des Khans zu Hause begraben. Er war ein sehr bekannter Ringer, Kürschner und ebenfalls Dichter. Verheiratet war er nie, weil er glaubte, dass lenkt ihn ab.

Keiner hat Hunger, gegessen wird trotzdem

Nach vier Stunden Dauerberieselung essen wir ausnahmsweise mal in einem Tourischuppen zu Mittag. Schmecken tut es trotzdem. Inzwischen zahlen wir selbst für unser Mittagessen und sind entsetzt, dass wir 100.000 SOM für eine Flasche Wasser, 2 Kannen Tee, Brot, zwei Suppen, ein Hauptgericht und Desert zahlen sollen. Das sind umgerechnet etwa 10 Euro. Sonst zahlen wir eher 4 Euro. 🤪

Nach der Mittagspause starten wir erstmal locker und sind in irgendeiner Seitenstraße, wo die Originalsteine erhalten ist. Die Platten sind zwischen 30 – 50 cm. Warum? Damit die Gebäude sich nicht zu nahe kommen. Ziemlich einfache und einleuchtende Antwort.

Tosh Hovli Saroy

Eine Palastanlage, die Ihres gleichen sucht. Man nennt ihn auch den Steinpalast, oder den Labyrinth-Palast. Wir finden schnell heraus, dass Labyrinth es gut trifft. Steinpalast deswegen, weil für den Bau des Palastes die umliegenden Steine verwendet wurden. Es gibt 3 Eintrittstore und ein extra Gästehaus in blau, mit überwiegend Originalfliesen. Hier konnten 4 Gäste empfangen werden. Die Dicke der Wände kann bis zu einem Meter sein – daher ist es schon kühl. Interessanterweise oder besser gesagt, unglaublicherweise stammen alle Fliesen von einem! Handwerker namens Abdullah. Deswegen erhielt er den Beinamen Djin, denn dass er alle Fliesen alleine hergestellt hatte, konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Der Palast hat 163 Räume. Wir treten in einen weiteren kleinen Innenhof. Unser Khan von Xiva (= unser zusätzlicher Guide) hat dort nämlich einen Maulbeerbaum gepflanzt, welcher die Feuchtigkeit aus den Wänden ziehen soll. Er nennt den Baum liebevoll die Verliebten, weil die Wurzeln eng umschlungen sind. Spätestens da war für uns wirklich klar, dass wir mit el Jeffe aus Xiva auf Tour sind. Es gibt ein paar Abflüsse in den Höfen, die in eine Art Kanalisation führen. Aber richtig wissen, tut es niemand.

Am Ende schauen wir uns eine weitere Entdeckung an und statten dem Mennoniten Museum einen Besuch ab, die hierher kamen, weil sie Ihre Ruhe haben wollte. Der damalige Khan schenkte Ihnen 50 Hektar Land.

Abendessen und Melonenfest

Bevor wir zum Abendessen abgeholt werden, werden zu einem Aperitif in unserem Hotel eingeladen. Wie können zwischen Rot- und Weißwein und Vodka wählen. Wir entscheiden uns für Weißwein, der bei über 30 Grad Außentemperatur ordentlich reinzwiebelt. Da fällt die Wortwahl kurzzeitig schwer. Hihi. Zum Abendessen sind wir erneut in einer Art Tourischuppen, wo außer uns nur eine andere deutsche Reisegruppe ist. Das rein vegetarische Essen ist mal wieder vorzüglich und im Anschluss lassen wir uns das jährlich stattfindende Melonenfest der Region nicht entgehen. Es sollen später nämlich auch Melonen verschenkt werden. Das spornt unseren Reiseleiter zur Höchstform an. Sabrina kommt den ganzen Abend nicht drauf klar, dass es diese Veranstaltung für Melonen gibt und ich bin mit den Menschenmassen schier überfordert. Zunächst ziehen wir ohne Melonen und Reiseleiter zurück ins Hotel. Wir gehen (natürlich absichtlich) einen Umweg, sodass wir grade am Hotel ankommen als unser Reiseleiter mit zwei Melonen unter dem Arm eine für uns an der Rezeption abgeben will. So konnten wir „Bob“ gleich selbst in Empfang und mit aufs Zimmer nehmen. Ihr fragt Euch warum man mit einer Honigmelone namens Bob, der mindestens zwei Kilo wiegt durchs Land reist? Gute Frage – die beim nächsten Artikel aufgelöst wird.

Fun Facts

  • Es gibt Brotstempel. Die sind eine Art Wappen oder eben eine coole Gorm des Branding. Man weiß so, wo das Brot herkommt.
  • Minarette in der Nähe der Festung des Khan mit Harem sind sehr klein, weil niemand von außen über die Mauer gucken durfte.
  • Die Portale sind meist aus Ulmenholz.
  • Türen sind extra klein, damit man sich beugen muss.
  • Tübbeteken (Lautschrift) waren früher bis zu 3 kg schwer. Das ist so eine Kopfbedeckung aus Fell, die wie ein Pouf für den Kopf aussieht. Lustige Geschichte : Wenn der Vater nach Hause kam, warf er seinen Hut. Hat das Mädchen den Hut aufgefangen, war sie heiratsfähig, falls nicht, dauerte es noch bis sie verheiratet werden konnte.
  • Die Gastfreundschaft kennt keine Grenzen. Hier werden alte Türen rausgerissen um sie dem Museum zur Verfügung zu stellen.
  • Hier wurden bei einigen Medresen und anderen Gebäuden Horizontalsperren entweder aus Schilf oder Granit verwendet, um die Feuchtigkeit fernzuhalten.
  • Eine Medrese ist eine Koranschule mit eingebautem Studentenwohnheim. Dort wurde hauptsächlich der Koran, Theologie und ein paar andere Fächer gelehrt. Es konnte sein, dass auf dem Gelände auch die hohen Handwerkskünste, wie z. B. die Holzschnitzerei zu erlernen war.
  • Es gibt viele Brunnen in der Altstadt. In Chiva haben viele Karawanen „halt gemacht“ und auf so einer anstrengenden Reise braucht man ne Pause. Da das Wasser in Chiva so gut geschmeckt hat, ertönte oft der Ausruf: „Hei wa“ (in Lautschrift), was soviel bedeutet wie „leckeres Wasser“. Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde daraus dann Xiva.

Vokabeln

Darvoza - - Tor
Tosh - - Stein
Ota - - Großvater
Bog'Cha - - Gärtchen
Polvon - - kräftige Männer
Lorkomli ischtaha (in Lautschrift) - - Guten Appetit
Torrre (Lautschrift) - - richtig
Xayr (gesprochen wie Hajer) - - Auf Wiedersehen
Rachmat (Lautschrift) - - Danke

Erkenntnisse an Tag 5

  • Mit Klimaanlage schlafen ist blöder, als ich dachte.
  • Blog schreiben macht ungesellig.

Dieser Blogartikel hat mich echt Nerven gekostet, aber der Reiseführer für Xiva ist dann wohl fertig. 🤪