Bäume, Bergdörfer, Basar, Baklava und Plow

Platanenpark

Wir starten so, dass wir Zeit haben uns das Frühstücksbuffet genauer anzuschauen. Auf dem Weg in den Frühstücksraum bemerken wir, dass es draußen recht frisch ist. Heute werden es nicht mehr als 25 Grad. Erfreulicherweise wird beim Frühstück Porridge angeboten. Inzwischen kann ich wieder normale Nahrung zu mir nehmen. Ich übertreibe es nicht, aber hier und da müssen Kleinigkeiten probiert werden. Wir fahren zum Chor-Chinor-Komplex nach Urgut, was eine Stunde dauert. Nach etwa 15 Minuten fallen mir die Augen zu. Das passiert beim Autofahren inzwischen automatisch. In diesem Komplex wurden vor über 1.000 Jahren Platanen angepflanzt, die eine beachtliche Größe erreicht haben. Außerdem gibt es dort eine Trinkwasserquelle, die aus dem Gebirge gespeist wird.

Sabrina und ich sind irgendwie nicht so sehr an dem Park und der Quelle interessiert. Vielmehr sind wir vom Bergpanorama fasziniert. Als unser Reiseleiter fragt, ob wir zwei Birkenstocktanten nicht ein bisschen den Hügel raufgehen wollen, ist die Antwort klar. Hinter dem Komplex befindet sich ein Friedhof und dahinter Häuser, die sich an den Hang schmiegen. Wo ein Teil des echten usbekischen Lebens stattfindet. Wir gehen immer weiter den Hügel hinauf und laufen durch eine Gasse. Unser Reiseleiter spricht mit jedem und fragt, ob es weiter hoch geht und ob man durch den Garten gehen darf. Erwartungsgemäß ist das natürlich kein Problem. Gerade für die Kinder sind wir DIE Attraktion schlechthin. Beide blond, mit Smartphones in der Hand und Sonnenbrille auf der Nase. Wir überlegen, ob wir vielleicht für einige Kinder die erste Begegnung mit Touristen sind. Leider haben wir nichts mitgebracht, was wir hätten verschenken können. Keine Bonbons oder andere Süßigkeiten.

Wieder im Chor-Chinor-Komplex angekommen, haben wir die Möglichkeit IN eine Platane zu gehen. Klingt verrückt, ist aber so. Fotografisch allerdings unmöglich zu dokumentieren. Dort sind Sitzbänke angebracht, sodass man sich in der Kühle des Baumes ausruhen kann.

Hereinspaziert in die Platane

Sonntag wird eingekauft

Ein bisschen außerhalb von Urgut besuchen wir einen riesigen Markt, wo man sich alles in der gewünschten Stückzahl kaufen kann, zu was die Fantasie ausreicht. Ich war wegen der vielen Menschen leicht überfordert und hier war es das erste Mal ein Quantum unangenehm und doch eine tolle Reizüberflutung. Gerne hätte ich mir an den diversen Ständen mit Essen den Magen verdorben. Die zurück liegende Erfahrung hat mich abgehalten. Sabrina hat wenigstens noch ein paar Fotos gemacht – ich gar keine, weil es teilweise so voll und eng war, dass man seine Gürteltasche besser in der Hand gehalten hat.

Auf dem Weg zurück nach Samarkand äußern wir den Wunsch, dass wir gerne noch ein wenig bummeln wollen und versuchen so subtil wie möglich durchklingen zu lassen, dass wir alleine klar kommen. Das klappte am Ende, sodass wir tatsächlich durch Souvenirläden streifen konnten. Natürlich haben wir in einem Café eine Runde die Füße hochgelegt. Für den kleinen Snack zwischendurch gab es Baklava und Möhrensalat. Es ist herrlich einfach nur Leute zu beobachten. Teilweise kennt man sich, denn unser Reiseplan deckt sich mit dem Reiseplan von anderen Gästen. Am Registan-Platz sitzen wir auf einer Bank und beobachten die vielen Hochzeitspaare, die mit Ihrer Entourage und Fotograf im Schlepptau Fotos schießen. Im Hotel angekommen, sortieren wir schon mal unsere Koffer vor und hängen ein bisschen rum, bis wir wieder zum Abendessen abgeholt werden.

Plow, Somsas, Brot und Applaus

Zum Abendessen werden wir in einer usbekischen Familie irgendwo in einer Seitenstraße in Samarkand erwartet. Neuerdings fragen wir fast jedes Mal, wenn wir wohin wollen, nach dem Weg. So langsam kann man zu der Erkenntnis gelangen, dass das normal ist. Wie üblich sieht das Haus sehr unscheinbar und nichts-sagend von außen aus. Ein Blick in den Innenhof und schon finden wir uns mitten im Familienleben wieder. Die Zutaten fürs Plow stehen bereit und wir bekommen die Zubereitung erklärt. Direkt dahinter befindet sich ein Lehmofen aus dem die Flammen lecken. Neben Plow gibt es usbekisches Brot und Somsas. Beim Schneiden der Möhren fürs Plow sollen wir helfen. Sabrina macht den Paparazzi und ich schneide die Möhren und ernte dafür Applaus. Das finde ich witzig. In Usbekistan werden die Teigwaren wie Brot und Somsas im Lehmofen an der Wand gebacken. Ich werde gefragt, ob ich da mitmachen will. In einen glutheißen Ofen greifen? Darum muss man mich nicht zwei Mal bitten. Ehe ich mich versehe trage ich einen usbekischen Mantel zum Schutz. Bevor ich aber Brot an die Wand werfe, werden wir beim Somsas-falten eingebunden. Wie üblich bin ich erstmal begriffsstutzig und brauche zwei Anläufe, bis ich verstehe, wie das geht. Dann habe ich den Dreh raus und mir wird ein zweites Mal applaudiert. Der Ofen ist backbereit und ich schmeiße ein Brot an die Wand. Zum Glück hält es. 😅 Gleiches gilt für eine Somsa (gefüllte Teigtasche). Zwischendurch wird der Plow weiter bearbeitet. Es kommt Reis dazu und dann wird weiter gekocht. Das dauert etwa 1 – 1,5 Stunden. Gegessen wird im Gastraum, der uns die Sprache verschlägt. Der Tisch ist bereits mit Essen übersäht. Dabei sind die Teigtaschen und das Plow noch nicht mitgezählt. Wir probieren beide tapfer alles durch, sind allerdings nach den Probierportionen satt. Wir essen einfach weiter, weiter und weiter. Wohlwissend, dass die Mengen keine gute Idee sind… Meine Nase ist leider so zu, dass ich von all den Köstlichkeiten kaum was schmecke. Außer dem Sauerquark. Der ist ziemlich intensiv. Wir sind wieder im Hotel angekommen und haben uns ins Bett gerollt.

Das Höllenfeuer
Hier wird heiß gekocht 🔥
Zack – hier trage ich bereits die usbekische Tracht
Eine neue Freundin von Sabrina und mir
Jetzt wird es ernst
Einfach mit Schmackes an die Wand
Puh – das Brot hält
Essen im Überfluss
😱 Wer soll das alles essen?

Erkenntnisse Tag 13

  • Maiskolben werden an der Straße getrocknet. Weintrauben, Pflaumen, Äpfel, Paprika und Tomaten trocknet man einfach auf dem Dach.
  • Kinder in Bergdörfern sind neugierig, wenn wir auftauchen und fotografierend durch deren Straßen und Gärten laufen.
  • Wir hätten ein paar Süßigkeiten für neugierige Kinder mitnehmen sollen.
  • Unserer Fahrer hat heute nur drei Mal während der Fahrt telefoniert.
  • Uns ein bisschen Zeit zum Bummeln rauszuschlagen ist schwieriger als gedacht.
  • Heute ist das Thermometer nicht über 26 Grad geklettert.
  • In 2022 waren bisher etwa nur 13.000 Deutsche hier, was erklärt, warum wir stets die Aufmerksamkeit auf uns ziehen.
  • Ich habe meine fünf Packungen Taschentücher aufgebraucht.
  • Autofahren macht trotz der Tatsache, dass man ausgeruht ist, immer müde. Egal wie turbulent der Verkehr ist.
  • Hier kauft man auf dem Markt groß ein. Und übrigens der ganze Basar ist ein „Unverpacktladen“. Man kann eine Schraube, ein Stück Seife, drei Paar Socken, alles für eine Hochzeit, Wischmöppe, Regale, Schachlik-Spieße, Ofenhandschuhe, Plow, Pflaumen, Nüsse, Zwiebeln, oder was Euch immer einfällt in der gewünschten Anzahl kaufen.

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